Eine Vision

Die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts sind eine schwere Zeit für das junge Diakonissenhaus in Treysa. Die Zahl der Arbeitsfelder wächst, die der Schwestern allerdings nicht. Die Arbeit lässt sich in ihrer ganzen Fülle kaum bewältigen, die Einnahmen aus den Werken fallen eher mager aus, das Geld reicht vorne und hinten nicht. Immer lauter werden die Stimmen, die nach Verkauf schreien. Pfarrer Sardemann reist unverdrossen durch die Gemeinden in Hessen und wirbt für die Diakonissensache. Auch Schwester Marie Behre denkt nicht ans Aufgeben. Ihr steht ein Erlebnis vor Augen, als wäre es gestern gewesen:

Eine schwerkranke Schwester, Diakonisse Margarete Weber aus Mörishausen in der Schweiz, liegt in dem Schwesternkrankenzimmer. Im Krieg 1870/71 hatte sie selbst Verwundete aufopfernd gepflegt. Nun lag sie selbst danieder mit einer schweren Wirbelsäulenentzündung. Trotz arger Schmerzen verstand sie es, ihren Mitschwestern Kraft zu geben. Drei Tage liegt die Kranke schon still und reglos da. Alle Nahrungsaufnahme verweigert sie. Schwester Marie Behre und Pfarrer von Roques sitzen an ihrem Bett. Plötzlich richtet die Sterbende sich auf und ruft mehrmals mit lauter Stimme: „Nicht verkaufen, nicht verkauften! Was sehe ich für weite Hallen! Welch ein Licht, welch ein wunderbares Licht leuchtet in ihnen! Sieh, welch eine Schar von Kindern! Woher kommen alle diese vielen Kinder?“ Dann wendet sie sich Schwester Marie Behre zu und sagt: „Schwester Marie, wie sehen Sie aus, wie wunderbar! Soeben habe ich Sie beim Herrn gesehen, wie hat da Ihr Angesicht so herrlich gestrahlt!“ – Dann legt sie sich wieder nieder und spricht kein Wort mehr. Wenige Tage später verstirbt sie. Sie war die erste im Dienst verstorbene Schwester des Hessischen Diakonissenhauses.

Dieses Erlebnis ließ Sr. Marie Behre nicht zur Ruhe kommen …erfahren Sie im nächsten Aha-Moment.

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